Sozialunternehmen: (k)ein ganz neuer Ansatz

Armutsbekämpfung, Klimawandel, zunehmender Fachkräftemangel und die Polarisierung der Gesellschaft sind nur einige der größten gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit. 

Es gibt immer mehr Personen und Organisationen, die darüber nicht nur reden und jammern, sondern ins Tun und in die Lösungsfindung kommen: Social Entrepreneurs, also Personen, die unternehmerisch tätig werden und eigene Organisationen gründen, um Lösungen für die größten gesellschaftlichen Herausforderungen zu entwickeln. Sie vereinen soziale Innovationskraft und pragmatischen Umsetzer:innen-Geist und bauen Sozialunternehmen auf, die nicht Profit, sondern soziale und gesellschaftliche Wirkung als oberstes Ziel verfolgen.

Die große Kunst eines erfolgreichen Sozialunternehmens ist es, den Balance-Act zwischen Wirkung und wirtschaftlichem Profit zu meistern.

 

Die Idee von Sozialunternehmen ist nicht neu. Die ersten Sparkassen im 19. Jahrhundert wurden gegründet, um präventiv die Verarmung der Bevölkerung zu bekämpfen und die allgemeine Vermögensbildung anzukurbeln. Heute ist der Sektor der Sozialunternehmen ein stark wachsender: 51% der bestehenden Sozialunternehmen in Österreich wurden in den letzten 10 Jahren gegründet (ASEM2021-22). Ganz nach dem Credo: Herausfordernde Zeiten fordern kreative Lösungsansätze.

 

Einige Beispiele der vielen erfolgreichen Sozialunternehmen, die im letzten Jahrzehnt entstanden sind, sind folgende:

 

myability: Unternehmensberatung zum Thema Inklusion und Potentialentfalter von Menschen mit Behinderung als Mitarbeiter:innen und Kund:innen

 

MTOP: Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung

 

Learning-Circle: Ganzheitliche Lern-Begleitung für Kinder nach einem Zahl-so-viel-du-kannst-Modell


ThreeCoins: Finanzbildung als Selbstbestimmungs-Sprungbrett

Was bedeutet es, ein Sozialunternehmen zu sein? Primäres Ziel von Sozialunternehmen ist es, soziale Wirkung zu erzielen. Gleichzeitig gilt es dabei ein solides Geschäftsmodell zu betreiben, mit der großen Herausforderung, dass die profitierende Zielgruppe meist nicht die zahlungskräftige ist. Die große Kunst eines erfolgreichen Sozialunternehmens ist es, den Balance-Act zwischen Wirkung und wirtschaftlichem Profit zu meistern. Sozialunternehmen bespielen also die Klaviatur zwischen traditionellen NGOs und profitorientierten Unternehmen mit verschiedenen neuen Modellen. Dieses Spektrum ist durchaus größer als im ersten Moment gedacht (siehe Abb.). Die Geschäftsmodelle von Sozialunternehmen bestehen meist aus hybriden Einnahmequellen aus Markt-Einkommen (marktübliche Preise für Leistungen wie zB.: Vermittlungsprovisionen, Unternehmensberatung, etc.), philanthropischem Geld (zB Stiftungen) und staatlichen Förderungen für gesellschaftliche Wirkung und Dienstleistungen.

Quelle: Social Entrepreneurship Monitor Österreich 2020 – Policy Report

Wie Sozialunternehmen Erfolg neu definieren.

In der For-Profit Welt wird der Unternehmens-Erfolg mit Kennzahlen wie Umsatzrentabilität, ROI, Eigenkapitalquote bemessen. Ist Wirkung das oberste Ziel, haben diese Kennzahlen allerdings wenig Aussagekraft. Sozialunternehmen arbeiten daher mit elaborierten Wirkungsmessungen, um nachvollziehen zu können, ob die Ziele des Unternehmens auch tatsächlich erreicht werden.

 

Können Social Entrepreneurs die großen Fragen unserer Zeit lösen?

Im Alleingang: Nein. Setzen sie wichtige Impulse? Ja!
Social Entrepreneurs nutzen die agile und dynamische Spielwiese einer kleinen Organisation, um neue Lösungen zu entwickeln. Haben sich neue Ansätze bewährt, ist es im Interesse aller (Social Entrepreneurs, Zielgruppe und Gesellschaft), dass sie in das systemische Regelwerk übergehen. Kooperation lautet dafür das Stichwort!

Lösungen in die Systemwirkung zu bringen ist ein Kraftakt, dafür braucht es entsprechendes Zutun von Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft, bestehenden Wohlfahrtsorganisationen und wirtschaftstreibenden Unternehmen. Kooperationen dieser Art passieren nicht von allein, sondern brauchen einen entsprechenden Rahmen, um überhaupt entstehen zu können. UpdateSocial ist beispielsweise eine Initiative der JKU Linz und der Volkshilfe OÖ, die als Plattform dient, um alle relevanten Stakeholder zusammenzubringen. Es braucht mehr davon!

Was kann jede:r einzelne tun, um Teil der Lösung von gesellschaftlichen Herausforderungen zu sein?

  • Als Konsument:in bewusst Kund:in von Social Businesses werden und zum Beispiel das eigene Kind lieber in die Lernbegleitung beim Learning Circle als zum klassischen Nachhilfeanbieter schicken.

  • Als Unternehmen die Frage stellen, welchen Stellenwert gesellschaftliche Wirkung im eigenen operativen Betrieb eigentlich hat und bewusst in Kooperation treten, um wirkungsorientierte Lösungen zu entwickeln.

  • Als Arbeitnehmer:in bewusst entscheiden, in welcher Art von Unternehmen man eigentlich arbeiten will und gesellschaftliche Wirkung im Unternehmenskontext einfordern.

 

 

Klar ist: die gesellschaftlichen Herausforderungen sind da und wir brauchen Lösungen für eine lebenswerte Zukunft! Dafür braucht es einen größeren Fokus auf gesellschaftliche Wirkung in allem, was wir tun - sei es als Individuum, in der Politik oder in Unternehmen.